Gewinnsaison gut gestartet, Institutionelle Investoren warten ab, Wo sehen institutionelle Anleger die höchsten Risiken?
Chart der Woche
Quelle: YouTube Markus Koch Wall Street vom 19.07.2022, Zeitstempel: 5.16
Die Bank of America macht jeden Monat eine Umfrage bei den grössten institutionellen Investoren wie Pensionskassen, Banken und Versicherungen. Eine Frage, die sie seit Beginn der Umfrage 2001 stellt, ist, wie risikoreich die Investoren aktuell investiert sind. Der aktuelle Wert ist der Tiefste, seit die Umfrage durchgeführt wird und tiefer als während der Finanzkrise.
Warum das wichtig ist
Der Indikator gilt als Kontraindikator. Wenn die grössten Investoren mit einem kleinen Risiko unterwegs sind, so haben sie alles bereits verkauft, was sie verkaufen wollten, oder haben sich mit Termingeschäften abgesichert. Es ist also kein grosser Verkaufsdruck mehr zu erwarten. Bereits kleine Käufe können die Börse nach oben treiben.Wenn die Anleger ihre Meinung ändern, fliesst viel Geld in die Märkte und treibt die Kurse hoch. Aktuell ist also ein guter Zeitpunkt, um wieder an den Märkten einzusteigen.
Gewinnsaison gut gestartet
Traditionellerweise sind die Banken die ersten Firmen, die über die Geschäftszahlen vom 2. Quartal 2022 berichten. Aber auch Tesla hat diese Woche die Resultate bekannt gegeben. Das Bild der ersten Gewinnausweise war durchmischt, aber im Durchschnitt leicht positiv.
In der nächsten Woche werden viele weitere Firmen wie auch Apple oder Amazon folgen. Zudem steht am 28. Juli die Publikation des GDP-Wachstums (Bruttoinlandsprodukt) für die USA an. Nach dem Rückgang im letzten Quartal von 1,5 % wird nun eine Zunahme von 0,9 % erwartet. Sollte der Wert gegen die Erwartungen negativ sein, würde dies bedeuten, dass wir offiziell in einer Rezession sind.
Nach der Definition einer Rezession braucht es dafür zwei Quartale mit negativem Wachstum. Sollte der Wert jetzt also positiv sein, wäre eine Rezession in den USA erst 2023 möglich. Das wäre für die Börse und für viele Politiker in den USA eine gute Nachricht und hätte einen grossen Einfluss auf die anstehenden Parlamentswahlen in den USA.
Rekordhohe negative Futures-Positionen
Quelle: YouTube Markus Koch Wall Street vom 20.07.2022, Zeitstempel: 12.13
Die Grafik zeigt, wie viele Investoren mit Termingeschäften auf steigende Börsen setzen (Futures Long, positiver Wert auf der Grafik) oder auf fallende Kurse setzten (Futures Short, negativer Wert in der Grafik oben).
In den letzten Wochen haben massiv mehr Anleger Short-Positionen in Futures aufgebaut. Das kann zwei Gründe haben:
- Hedgefonds setzten auf einen Börsenkollaps. Mit hohen Leerverkäufen in Futures, die zudem mit hohem Leverage getätigt werden, würden sie viel Geld verdienen, wenn die Börse nun einbricht.
- Grosse institutionelle Investoren sichern ihre Aktienbestände mit Futures ab. Der Verkauf von Futures ist wie eine Versicherung, die eingegangen wird. Sinkt die Börse, steigt der Wert der Futures im gleiche Masse an.
Um die hohen negativen Werte in der Grafik oben zu erreichen braucht es beide Fälle. Es setzen also aktuell viele Hedgefonds auf stark sinkende Kurse.
Exkurs: Hedgefonds, Leverage und Margin-Calls.
Hedgefonds sind oft mit einem hohen Hebel unterwegs. Was bedeutet das? Nehmen wir an, ein Hedgefonds hat 1 Million Eigenmittel. Er nimmt jetzt bei einer Bank einen Kredit von 50 Millionen auf, die er im Markt investiert. Aktuell also für 50 Millionen Futures auf den S&P 500 Short, und spekuliert auf sinkende Kurse. Der Hedgefonds investiert also mit einem Hebel von 50. Das ist durchaus üblich und kann sogar bis zu einem Hebel von 100 gehen.
Steigt jedoch der Index um 2 % an, summiert sich der Verlust der Position auf 1 Million, also genau das Eigenkapital des Hedgefonds. Die Bank schickt nun dem Hedgefonds eine Aufforderung, entweder mehr Eigenkapital nachzuschiessen oder die Position sofort zu schliessen. Dies nennt man einen Margin-Call. Da der Hedgefonds kein Eigenkapital mehr hat, wird seine Position von der Bank zwangsliquidiert. Dazu kauft die Bank am Markt für 49 Millionen Futures zurück, die der Hedgefonds zuvor leerverkauft hat. Dies lässt die Börse weiter ansteigen.
Sind sehr hohe Short-Positionen im Markt, wie das aktuell der Fall ist, kann dies zu einem Dominoeffekt führen. Immer mehr Hedgefonds werden ausgebremst und ihre Positionen von den Banken zwangsliquidiert. In solchen Fällen kann der breite Index 3-5 % pro Tag steigen.
In der aktuellen Lage sind solche Preissprünge für die nächsten Wochen sehr wahrscheinlich. Ein GDP-Wachstum am 28. Juli, dass positiv überrascht könnte eine, wie oben beschriebene Kettenreaktion auslösen.
Institutionelle Investoren warten ab
Quelle: Isabelnet, 19.07.2022
Die Grafik zeigt in Blau das Gleiche wie der Chart davor, also die netto Futures Positionen am Markt, aber dieses Mal zusammen mit dem US-ISM Index. Der Einkaufsmanagerindex in den USA gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren, für das Wirtschaftswachstum. Wie im Chart ersichtlich, ist die Korrelation zwischen den beiden Indikatoren sehr hoch und die aktuell hohe Abweichung aussergewöhnlich. Für uns ist es ein Indiz, dass die Märkte aktuell zu negativ eingestellt sind bzw. dass ein Einbruch des ISM-Index in den Kursen bereits eingepreist ist.
Quelle: Isabelnet, 20.07.2022
In der anfangs zitierten Umfrage der Bank of America bei allen grossen institutionellen Vermögensverwalter wird auch gefragt, wie hoch aktuell ihre Bargeldreserven sind. Wie im Chart ersichtlich, sind sie auf dem höchsten Wert seit 20 Jahren. Höher als nach der Covid-Krise oder der Finanzkrise. Die entscheidende Frage ist nun, wann dieses Geld wieder in den Markt fliesst und die Kurse nach oben treibt.
Quelle: YouTube Markus Koch Wall Street vom 20.07.2022, Zeitstempel: 12.39
Der Chart zeigt nicht wie in den Charts davor die Nettopositionen an offenen Futures auf, sondern nur die Leerverkäufe (rote Linie). Er deckt also nur die Investoren ab, die mit einem Hebel unterwegs sind.
In allen Fällen, in denen die Leerverkäufe im gleichen Mass negativ waren, kam es im S&P 500 zu einer Gegenreaktion nach oben.
Wo sehen institutionelle Anleger die höchsten Risiken?
Quelle: YouTube Markus Koch Wall Street vom 20.07.2022, Zeitstempel: 15.10
In einer monatlichen Umfrage der Bank of America, werden alle grossen institutionellen Anleger gefragt, wo sie die höchsten Risiken sehen, bzw. wo sich eine Preisblase gebildet hat, die platzen könnte.
Die meisten Anleger sehen die höchste Gefahr für die Rendite eines Portfolios, wenn man jetzt noch auf einen weiter stärkeren USD setzt. Auch Rohstoffe werden selbst nach der Korrektur der letzten Woche immer noch als zu hoch angesehen.
Sehr erstaunlich und aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt ist die Nennung von "Long ESG Assets", also von allen Aktien von Firmen, die eine Umsetzung einer nachhaltigen Politik in ihre Firmenphilosophie aufgenommen haben und sich ökologischen und ethischen Verhalten verpflichten. Wir denken, dass dies ein lang anhaltender Trend ist und nicht eine kurzfristige Blase.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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