Inflation - der ungebetene Gast
Chart der Woche
Der Chart zeigt die jährliche Veränderung des Konsumentenpreisindex in den USA über ein Jahr, also die Inflation. Diese wird unterschieden in einen Hauptwert (Headline, rot) der alle Güter beinhaltet und Basiswert (Core, blau), der die Nahrungsmittel- und Öl-Preise ausklammert, die oft sehr volatil sind.
Warum das wichtig ist:
Die meisten Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die hohen Werte von 5% nur aufgrund eines Basiseffektes nach der Pandemie zustande kamen und schnell wieder auf 2% fallen werden. Auch die Notenbanken haben alle Anleger mit den gleichen Argumenten beruhigt. Es mehren sich nun die Anzeichen, dass dies nicht der Fall sein wird. Die Höhe der Inflation hat eine grosse Auswirkung auf die Notenbank-Politik und auf die Börsen. Am 13. Oktober wird der Wert für September publiziert. Sollte der Wert über 4% liegen wird dies sehr negative Auswirkungen auf die Aktien, wie auch auf die Obligationenmärkte haben.
Inflation - der ungebetene Gast der kurz kommen wollte und jetzt doch länger bleiben will.
Die Inflation kann aufgrund der drei folgenden Gründen steigen:
- Inflation durch Nachfragesog
- Inflation durch Kostendruck
- Erwartete Inflation
Inflation durch Nachfragesog
Durch eine sehr hohe Nachfrage kommt es zu langen Lieferzeiten. Kunden die Waren oder Zwischenprodukte zur Herstellung anderer Güter dringend benötigen sind bereit mehr zu bezahlen. Die Anbieter erhöhen ihre Preise.
Die Grafik zeigt Daten aus einer Umfrage von Einkaufsmanagern in den USA. Die Umfrage ist oft wegweisend über die weitere Entwicklung der Firmen. Fokussieren wir zuerst auf die Linie der Lieferzeiten (grün). Nach einem ersten Schock nach der Covid-Krise haben sie die Lieferzeiten wieder verringert und alle dachten das Problem sei beseitigt. Nun sind die Lieferzeiten wieder sehr stark angestiegen. Das wird sich sehr negativ auf das Weihnachtsgeschäft der meisten Firmen auswirken.
Die Neubestellungen sind zwar zurück gegangen aber sind nach wie vor hoch und die Lieferschwierigkeiten schwächen sich nicht ab. Weiter hohe Inflationszahlen sind aus dem Bereich sehr wahrscheinlich.
Inflation durch Kostendruck
Aufgrund der Pandemie gerieten fast alle internationalen Lieferketten völlig in Schieflage. Immer wenn es scheint, dass sich die Lieferketten wieder normalisieren, gibt es wieder irgendwo einen Flaschenhals. Container-Stau in Asien, Blockade des Suez-Kanals, Schiffs-Stau vor amerikanischen Häfen, Energieausfälle in China. etc.
Die Grafik zeigt die Transportkosten per Schiff seit 2005. Diese Kosten nehmen weiterhin stark zu. Ein klares Signal, dass die Lieferketten nach wie vor völlig aus dem Lot sind und noch Zeit brauchen, um sich wieder zu normalisieren.
Was hier positiv zu erwähnen ist, dass die Preise vieler Rohstoffe seit Mitte Jahr um 10-30% nachgegeben haben. Ob das aber ausreicht um die Kostensteigerung im Transport auszugleichen ist aktuell schwer abschätzbar.
Auch die Grafik weiter oben unter dem Aspekt Nachfragesog, zeigt, dass die Input-Preise (orange Linie) nach wie vor sehr hoch sind und nicht sinken. Der Kostendruck hält an und wird nicht dazu führen, dass sich die Inflation jetzt stark abschwächen wird.
Erwartete Inflation
Dies ist der am schwersten zu analysierende Inflationstreiber. Es geht hier um psychologische Verhaltensweisen der Bevölkerung. Solange alle der Meinung sind, dass wir nur für 1-2 Monate eine hohe Inflation haben werden, verlangen die Arbeitnehmer keine höheren Löhne. Ändert sich aber ihre Erwartungen, beginnen sie Forderungen zu stellen, was die Inflation dann erst recht anheizt. Es kommt eine Spirale in Gang die Schwer zu stoppen ist. Mehr Inflation bringt höhere Inflationserwartungen, bringt höhere Inflation,...
Fazit:
Zwei der drei Inflationstreiber sind nach wie vor stark und schwächen sich kaum ab. Wir befürchten daher, dass die Inflationszahlen höher ausfallen werden als allgemein erwartet. Wenn die Inflation nun nicht zurück geht wie erwartet, könnte dies dazu führen, dass der dritte Inflationstreiber (die erwartete Inflation) eine Spirale in Gang setzt, die schwer zu stoppen ist.
Ausblick auf die Gewinnpublikationen der Firmen für das 3. Quartal 2021
Ab nächster Woche werden die ersten Firmen die Gewinne für das dritte Quartal bekannt geben. Auf was muss man da achten?
Für die Reputation von Analysten ist es meist sehr negativ wenn Ihre Schätzungen für die Gewinne einer Firma zu stark von den publizierten Gewinnen abweichen. Insbesondere wenn die Analysten viel zu hohe Schätzungen haben. Aus dem Grund gehen die meisten Analysten 2-3 Wochen vor Beginn der Berichtsaison über die Bücher und passen ihre Schätzungen an.
Die Grafik zeigt den Citybank Earnings Revision Index. Er zeigt aktuell auf, dass viele Analysten in den letzten Wochen ihre Schätzungen stark reduziert haben. Das war einer der Gründe für die Risk-OFF Phase, die im letzten Wochenbericht beschrieben wurde. Das legt den Schluss nahe, dass grosse negative Enttäuschungen ausbleiben werden.
Eine mögliche Betrachtung ob Firmen zu hoch oder zu tief bewertet sind ist, den Earnings Yield mit der Rendite der 10 jährigen Staatsobligation zu vergleichen. Der Earnings Yield wird berechnet in dem man den Gewinn der Aktie durch den Aktienpreis dividiert. Die Grafik zeigt, dass die meisten Firmen leicht teurer Bewertet werden als der langjährige Durchschnitt, aber weit davon entfernt sind Überbewertet zu sein.
Aus den beiden geschilderten Aspekten ist daher eine eher ruhige Gewinnsaison zu erwarten.
Bei der Bekanntgabe der Gewinne für das zweite Quartal 2021 haben sich knapp 50% der Firmen über höhere Kosten beklagt. Hier wird wichtig zu beobachten ob mehr oder weniger Firmen für das kommende Quartal das gleiche Problem sehen. Hier liegt die grösste Gefahr bei den Gewinnpublikationen. Warnen hier zu viele Firmen vor neuen Gefahren, könnten die Aktienpreise nach unten korrigieren.
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