Wirtschaftszahlen und ihre Rolle bei der Marktstimmung

Schlechte Wirtschaftszahlen und schlechte Stimmung

May 2, 2022
7 min
Langfristige Anlagestrategie beibehalten

Chart der Woche

Quelle: Twitter, Alf, @MacroAlf, 29.04.2022


Der Chart zeigt in welchen Monaten in den USA seit 1973 Aktien und Obligationen gleichzeitig stark an Wert eingebüsst haben. Das ist in 50 Jahren bisher nur drei Mal vorgekommen, und jetzt im April 2022 das vierte Mal.

Warum das wichtig ist


Viele Anleger fragen sich, ob sie nach der schlechten Rendite der letzten zwei Monate ihr Portfolio komplett umschichten sollten und insbesondere das Risiko minimieren sollten. Sehr viele sehr aussergewöhnliche Umstände bewegen die Aktien und Obligationenmärkte zurzeit. Nach der Pandemie sind die Lieferketten nach wie vor aus dem Lot, eine Zinswende folgt nach einer ultra-expansiven Geldpolitik wie wir sie noch nie gesehen haben und der Krieg in der Ukraine. Der Chart oben zeigt, wie selten es vorkommt, dass die beiden Hauptanlageklassen gleichzeitig Rendite einbüssen. Sein Portfolio auf einen Sonderfall auszurichten, der vier Mal in 50 Jahren geschieht, macht keinen Sinn.

Quelle: Isabelnet, 30.04.2022


Ein ähnliches Bild sieht man wenn man die rollierenden Einjahres-Verluste im S&P 500 anschaut. Um einen vergleichbaren Zeitraum zu finden mit einem grösseren Verlust, muss man bis 1974 oder 1937 zurück gehen. Also ein Ereignis, dass ca. alle 50 Jahre auftritt.

Quelle: Isabelnet, 30.04.2022


Hier muss man in der Zeit noch weiter zurück gehen um vergleichbare Werte zu finden; und zwar bis zum Marshall Plan von 1948.


Man sollte jetzt ruhig und besonnen bleiben und an seiner langfristigen Anlagestrategie festhalten.

Schlechte Wirtschaftszahlen und schlechte Stimmung


Am Donnerstag wurden in den USA die Wachstumszahlen für das Bruttoinlandsprodukt veröffentlicht. Aus dem Wachstum wurde aber leider nichts. Im ersten Quartal 2022 schrumpfte das BIP um 1.4%.

Quelle: Trading Economics, 28.04.2022


Der Chart zeigt das Wachstum des Bruttoinlandproduktes der USA seit 2019.

Analysten waren für das erste Quartal 2022 von einer Zunahme von 1.2% ausgegangen. Sollte das Wachstum im zweiten Quartal auch negativ sein, wäre die Definition einer Rezession erfüllt.

Die Zahlen zeigen auf, dass sich die US-Wirtschaft bereits merklich abkühlt. In einer solchen Phase die Zinsen so stark zu erhöhen, wie das zur Zeit von der US-Notenbank erwartet wird, erachten wir als unverantwortlich.


Aktuell kommen viele schlechte Nachrichten zusammen. China bekämpft aktuell recht erfolglos den weiteren Ausbruch der Covid-Pandemie. Die rigorose Schliessung von Städten und Industrieanlagen führt dazu, dass die Lieferketten sich nicht normalisieren können.

Quelle: Statista, 28.04.2022


Die Grafik zeigt den Stau von Schiffen im weltweit grössten Containerhafen von Shanghai. Viele Frachter können nicht gelöscht bzw. beladen werden. Das führt zu massiven Lieferverzögerungen für Waren und Bestandteile in den USA und Europa.


Die hohe Inflation und die hohen Hypothekenzinsen reduzieren die den US-Haushalten zur Verfügung stehenden Gelder in einem Ausmass wie seit 1970 noch nie gesehen:

Quelle: FRED - Economic Databse, 30.04.2022


Dazu weiter schlechte Nachrichten vom Ukraine Krieg. Ein Ende des Krieges oder ein Frieden ist nach wie vor in weiter Ferne. Ein Boykott von Europa für Gas- und Öllieferungen aus Russland wird immer wahrscheinlicher. Dies dürfte nochmals zu stark steigenden Energiepreisen führen. Dies alles drückt zudem auf die Konsumentenstimmung.

Quelle: FRED - Economic Databse, 30.04.2022


Der Chart zeigt die Konsumenten-Stimmung in den USA seit 1980. Die aktuellen Zahlen nähern sich den Werten, die während der Finanzkrise auftraten.


Wie der Fear&Greed Indikator von CNN Money zeigt, ist die Anlagestimmung schlecht.

Quelle: CNN Money, 01.05.2022
Quelle: CNN Money, 01.05.2022


Die Werte sind aber im historischen Vergleich (unterer Chart) noch nicht so schlecht, dass mit einem direkten Ansteigen der Kurse zu rechnen ist. Wir gehen daher für die nächsten 1-2 Wochen von weiter schwierigen Märkten aus.

Wir nutzen die Zeit um aktive Manager, die uns in dem Jahr enttäuscht haben auszuwechseln. Damit erhöhen wir kurzfristig die Bargeldquote.

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