Zins- und Inflationserwartungen, Staatsverschuldung und Anlegen in Anleihen.
Chart der Woche
Die Grafik zeigt die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe in den USA (schwarz), die Höher der Leitzinsen (gelb), die erwarteten Zinsen basierend auf den Preisen von Termingeschäften (orange) und die Erwartungen der Zinsen der stimmberechtigten Mitglieder der amerikanischen Notenbank (violettfarbene Punkte).
Warum das wichtig ist
Für die Entwicklung der Börse ist es entscheidend, wie hoch die Zinsen sind und wie sie sich entwickeln. Alle Marktteilnehmer und auch die stimmberechtigten Mitglieder der US-Notenbank sind sich einig, der Peak der Zinsen ist erreicht und in der Zukunft werden die Zinsen sinken. Es ist unwahrscheinlich, dass die Zinsen der zehnjährigen Staatsanleihen nochmals über 5% steigen.
Wo sich viele aber uneinig sind ist, wie lange die Zinsen noch auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Anfangs Jahr hat man noch mit sieben Zinssenkungen gerechnet, jetzt noch mit einer per Ende Jahr.
Zins- und Inflationserwartungen
In den vergangenen Wochen wurden viele Zahlen publiziert, die über die weitere Entwicklung der Zinsen Aufschluss geben.
Etwas negativ überrascht haben die Einzelhandelsverkäufe. Diese waren nach wie vor sehr stark. Die Grafik oben hilft, dies einzuschätzen. Die Einzelhandelsverkäufe haben einen klaren saisonalen Trend. Anfangs Jahr sind sie tief und um Weihnachten am Höchsten. In Blau sieht man den Durchschnitt der letzten Jahre, in Grün die Zahlen vom letzten Jahr und in Rot die Zahlen von 2024. Die Einzelhandelsverkäufe liegen über dem langfristigen Trend, sogar über den Zahlen von vor einem Jahr, und es zeichnet sich keine Abkühlung ab.
Etwas positiver wurde die Industrieproduktion (rot) aufgenommen. Auch diese liegt zwar noch über dem langfristigen Trend (blau), aber doch wesentlich unter der Entwicklung vom letzten Jahr. Hier ist zum ersten Mal eine deutliche Abschwächung der Wirtschaft erkennbar. Dies wird aktuell positiv interpretiert, da es die Gefahr von steigenden Zinsen bannt und die Hoffnung auf Zinssenkungen weckt.
Etwas hartnäckiger entwickelt sich die Inflation. Man hatte letzte Woche mit einer Inflation im Februar von 3.1% gerechnet, ausgewiesen wurden nun 3.2%. Obwohl sich die Wirtschaft etwas abkühlt, geht die Inflation nicht weiter zurück. Ist das ein Grund zur Sorge?
Entscheidend für die Entwicklung der Inflation ist neben den Rohstoffpreisen auch das Lohnwachstum. Das Lohnwachstum ist insbesondere dann besorgniserregend, wenn es höher ist als das Produktivitätswachstum. Das ist aktuell nicht der Fall. Wie die Grafik oben zeigt, hat das Lohnwachstum minus die Produktivität (hellblau) eine gute Prognosekraft für die Inflation (dunkelblau). Basierend auf dem Zusammenhang ist in den nächsten Monaten mit einer tieferen Inflation zu rechnen. Stören könnte dies fast ausschliesslich geopolitische Unsicherheiten, die zu einem starken Anstieg des Ölpreises führen.
Auch diese Grafik zeigt, dass mit rückläufigen Lohnkosten (grau) zu rechnen ist. Ein guter Indikator für die erwartenden Lohnkosten sind Anzahl Kündigungen (blau) aus freien Stücken. Je weniger gekündigt wird, weil man ein besseres Angebot erhält, desto geringer fällt das Lohnwachstum aus.
Etwas besorgniserregend sind aber die Finanzkonditionen für Firmen, die anzeigt, wie einfach sich Firmen finanzieren können. Bessere Konditionen führen zu einem Anstieg der blauen Linie.
Bessere Finanzkonditionen für Firmen führen zu vermehrten Investitionen und zu einem Anstieg des Wirtschaftswachstums (grau), was die US-Notenbank dazu verleiten könnte, die Zinsen doch nicht zu senken.
Aktuell halten sich die positiven und negativen Indikatoren die Waage. So wird dann auch in der aktuellen Woche mit keiner Senkung der Zinsen gerechnet.
Staatsverschuldung und Anlegen in Anleihen
Die Grafik zeigt die Realzinsen (Zinsen minus die Inflation) von Staatsanleihen in den jeweiligen Ländern. Für Anleger in USD bekommt man in den USA und für Anleger in EUR in Italien und Frankreich gute Zinsen. Schlecht sieht es dafür für Anleger aus, die in Schweizer Franken anlegen. Ohne Währungsrisiken einzugehen, lohnt sich eine Anlage in Anleihen nicht.
Wichtig für den weiteren Verlauf der Kurse für Staatsanleihen ist die Staatsverschuldung.
Die Grafik zeigt die erwartete Staatsverschuldung in Relation zum Bruttosozialprodukt (links Grafik). Das entspricht der gleichen Betrachtung wie, wenn man des Jahresverdiensts einer Privatperson in Relation zu den Schulden setzt. Die USA (schwarze Linie) haben also mit einem Wert von 110 mehr Schulden, als sie pro Jahr verdienen. Es wird zudem erwartet, dass die Schulden in den USA noch weiter massiv zunehmen werden. Mit einem zukünftigen Präsidenten Trump aufgrund der Steuersenkungen noch mehr als mit Biden. Da die Zinsen in den USA angestiegen sind, steigen auch die Zinsbelastungen für den Steuerzahler auf neue Rekordwerte. Früher oder später wird das von den Anlegern wieder beachtet und sollte zu einem tieferen USD führen. Da der USD aber als sicherer Hafen in Zeit von Krisen gilt, ist das aktuell bisher nicht der Fall.
Positiver sieht es in Europa aus. Da wird mit einer eher abnehmenden Staatsverschuldung in Relation zum Bruttosozialprodukt gerechnet. Die Gelder, die die Länder für Zinszahlungen ausgeben müssen, sind nur minim gestiegen. Dennoch muss der Wert genau beobachtet werden. Steigt er an, wird uns eine weitere Eurokrise beschäftigen, da einzelne Länder ihre Zinsen dann nicht mehr bezahlen können.
Die Grafik zeigt, welche Zinsen man aktuell für welche Anlagen im Anleihenmarkt erhält. Dabei ist vorwiegend die rot markierte Skala (links) wichtig. Je höher das Risiko, desto höher die Rendite. Für Staatsanleihen (blau, links) gibt es die tiefste Rendite (1-4%) für Anleihen in hochrisikoreiche Firmen und/oder Schwellenländer (grün, rechts) die höchsten Renditen (5-11%).
Auf den ersten Blick sehen die Zahlen sehr hoch aus und suggerieren eine gute Anlagemöglichkeit, aber man darf die Währungsrisiken nicht ausser Acht lassen.
Aktuell bekommt man für Schweizer Firmenanleihen einen Zins von 1.3% (Nestle mit Verfall 2029) und für amerikanische Firmenanleihen einen Zins von ca. 5%. Also 3.7% mehr Zins. Also ein tolles Geschäft? Nicht ganz. 2023 hat der USD gegenüber dem CHF 9.5% an Wert verloren. Anstatt 1.5% Gewinn hätte man 4.5% Verlust gemacht. Manchmal ist weniger, mehr.
Wir gehen darum, für unsere Kunden bei Anleihen keine Währungsrisiken ein. Wenn wir im Ausland investieren, dann immer nur währungsgesichert.
Da die Gefahr einer Rezession immer noch besteht, fokussieren wir aktuell auf Staatsanleihen. Sollte eine Rezession kommen, so werden sich die Risikoaufschläge für Firmenanleihen, die aktuell auf einem historischen Tiefststand sind, massiv erhöhen und zu Verlusten führen. Auch hier ist aktuell weniger, mehr.
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